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Am 8. März feiern Menschen rund um den Erdball den Internationalen Frauentag. Doch kollidiert dieser Ehrentag nicht mit der Gleichberechtigung? Das Thema ist in aller Munde. Müsste der Frauentag oder der Frauenkampftag, wie er früher auch genannt wurde, nicht eigentlich abgeschafft werden? Schließlich stigmatisiert er das vermeintlich schwächere Geschlecht.

Römischer Brunnen

Die Geschichte des Frauentags

Im 19 Jahrhundert war es Frauen verboten, an Wahlen teilzunehmen. Akteurinnen des Sozialismus kämpften für Gleichberechtigung und gleiches Stimmrecht an den Wahlurnen und gewannen. Im 20 Jahrhundert wurde die Rolle der Frau zunehmend gestärkt. Und im 21. Jahrhundert dürfen Frauen nicht nur wählen, sondern stehen Männern kaum noch in etwas nach. Das führt zur Frage:

Wäre es nicht sinnvoll, den Frauentag abzuschaffen?

Oder noch besser: Sollte er nicht in den „Tag der Selbstverantwortung“ umbenannt werden? In Zeiten, in denen Individualität lange an höchster Stelle stand, drängt sich die Frage auf, wie nützlich die Diskussionen über Gleichberechtigung eigentlich sind. Und wenn schon von gleichen Rechten die Rede ist, übernehmen dann auch alle die gleichen Pflichten? Ist Gleichberechtigung wirklich so wünschenswert, wie man und frau reflexartig im ersten Moment meinen könnte? Ist es nicht an der Zeit, den Begriff Gleichberechtigung zu definieren? 

Was bedeutet Gleichberechtigung eigentlich?

Die Worte „Gleich“ und „Recht“ sind in Gleichberechtigung verankert. Gleiches Recht für alle – eine Losung, die häufig diejenigen einfordern, die sich im Nachteil sehen. Doch wie weit sind wir tatsächlich von der Gleichberechtigung entfernt und geht es hier nur um Mitbestimmung? Das Wahlrecht ist längst umgesetzt. Geht es also um gleiche Löhne? Was unterscheidet Frauen von Männern in puncto Gleichberechtigung heute wirklich noch?

Eine allgemeingültige Antwort auf die Frage gibt es nicht. Doch wer sich dem Thema nähern möchte, kommt nicht daran vorbei, bei sich selbst anzufangen und die eigene Einstellung zu prüfen. Sicherlich schadet dabei auch nicht die gedankliche Stippvisite bei denen, die längst mit sich selbst im Einklang leben. Sie sind meilenweit davon entfernt, andere für eigene Missstände verantwortlich zu machen.

„Das Gegenteil von fehlerfrei“ – Gespräch mit Autorin Ute Keller

Und was hindert die Unzufriedenen? Mangelt es ihnen an Selbstverantwortung? Ist Selbstverantwortung zu übernehmen, erlernbar?  

Autorin Ute Keller, gibt in ihrem Buch „Das Gegenteil von fehlerfrei“ Anhaltspunkte darüber, zu sich selbst zu finden. Gleich zu Beginn ihres Buchs, zieht die 1960 geborene Heilpraktikerin, Hypnosetherapeutin und Psychopädin den Römischen Brunnen als Bild heran (siehe Video unten). Aus dem gleichnamigen Gedicht von Conrad Ferdinand Meyer (1882) leitet die Buchautorin ab, dass Selbstverantwortung und die Liebe zu sich selbst über allem anderen stehen sollten.

Am Rande bemerkt: Ute Keller ist nicht nur eine Frau vieler Worte, sie setzt auch selbst um. Auf der Frankfurter Buchmesse übernahm sie 2019 den Messestand der Koreaner, um Testleserinnen und -leser zu finden.

Folgt man nun der Autorin durch ihr erstes Buchkapitel und wendet die Erkenntnisse auf die Forderung nach Gleichberechtigung an, dann müssten diejenigen, die nach Gleichberechtigung streben, die Umbenennung von „Internationaler Frauentag“ in „Internationaler Tag der Selbstverantwortung“ befürworten.

Frankfurter Buchmesse 2019. Schwer bewaffnete Polizisten schauen teils skeptisch, teils amüsiert fantasievoll gekleideten Elfen, Elben und Pokémonfiguren hinterher. Ein Superheld mit einem überdimensionierten Schwert fragt am Einlass betont gelassen und routiniert: „Wo ist der Waffencheck?“ Dann präsentiert er einem Messemitarbeiter stolz die selbst gebastelte Klinge. Keine Gefahr. Der Superheld darf die Buchmesse betreten.

Buntes Treiben auf der Frankfurter Buchmesse 2019

Adrett gekleidete Messehostessen eilen mit Pappbechern über den unbedachten Innenhof. Es duftet nach Kaffee. Besucher tragen tütenweise die neuesten Objekte der Begierde durch die Hallen. Die Kassen klingeln, die Verkäufer reiben sich die Hände. Prominente geben sich die Ehre. Sie lesen, signieren ihre Bücher, präsentieren gekonnt ihre Smalltalk-Fähigkeiten. Es wird über Politik diskutiert, über Literatur und Kostümierungen. Weiterhin wird fotografiert, flaniert, spekuliert und gestikuliert.

Herrenlosen Messestand besetzen

Von alledem bekommt Ute Keller nicht viel mit. Die 59-jährige Jungautorin, die intensiv an ihrem ersten Buch arbeitet, hat anderes im Sinn. Ute Keller möchte Testleser gewinnen, viele Testleser. Dazu zieht sie alle Register. Mit einem eigenen Messestand. Die gebürtige Frankfurterin hilft Menschen dabei, die eigene Persönlichkeit zu ergründen. Am vorletzten Messetag erreicht sie die Information, dass die koreanischen Aussteller vorzeitig den Stand geräumt haben sollen. Die Buchmesse die von Mittwoch bis Freitag Fachbesucher anzieht, könnte für die Aussteller am Wochenende unattraktiv geworden sein, da dann die Messetore für den Publikumsverkehr geöffnet werden. „Eine koreanische Mediaagentur kann mit Buchfans vermutlich genauso wenig anfangen, wie ein Autohändler mit einer Fahrradkette“, denkt sich Ute Keller. Und während die anderen Besucher der Stände bewundern, schlüpft die Autorin in die Rolle der Austellerin und positioniert sich auf der Fläche, die zuvor inmitten des bunten Treibens seelenlos und irgendwie verloren wirkte. Einige wenige Messekataloge haben die Besteller und Bezahler des Standes hinterlassen. Diese stehen bis zum Ende unberührt in den Ablagefächern.

Der Weg zur “sprechenden Buchautorin”

Minütlich spült die Frankfurter Buchmesse neues Besucherpotenzial über den Gang und an Stand J56 vorbei. Ute Keller lächelt freundlich, spricht Interessenten an. Man kommt ins Gespräch. Die Autorin erzählt von ihren Erfahrungen, ihr Buch mit einer neuen Art des Schreibens zu verfassen: Zunächst habe sie keine Tastatur benötigt, erzählt sie, da sie ihre Buchinhalte in Dialogen mit zwei Interviewern besprochen habe. Fernmündlich. Die Gespräche seien aufgezeichnet worden und dabei wären so viele Themen an die Oberfläche gekommen, über die sie schon immer schreiben habe wollen: „Irgendwie hat das früher alles nicht so recht geklappt.“ Mit dieser neuen Methode aber sei die Schreibblockade „Schnee von gestern“.

Interesse am “Inneren Kind”

Ihre Gesprächspartner nicken freundlich. Sie bleiben stehen und fragen nach, wollen mehr wissen und interessieren sich für die Vita und die Themen, die in Ute Kellers Buch behandelt werden. Und dort gibt es viel Lesens- und Wissenswertes: „der richtige Umgang mit dem inneren Kind“ oder auch die Frage „weswegen Eltern sich und ihrem Nachwuchs einen Gefallen tun, wenn die zukünftigen Erziehungsberechtigten einen Blick in die eigene Vergangenheit werfen und diese aufzuarbeiten, bevor sie sich ihren Kinderwunsch erfüllen. Laut Autorin könnten so Fehler in der Erziehung stark eingedämmt werden.

Messeaussteller zu sein, muss nichts kosten

Bereits vor 25 Jahren habe Ute Keller schon gespürt, dass ein eigenes Buch dem Umfeld viele Antworten geben könnte, erzählt die 59-Jährige. Nun im Jahr 2019 ist es endlich so weit. Durch eine glückliche Fügung wird aus der Messebesucherin am letzten Tag eine Ausstellerin. Investiertes Budget: 0,- Euro. Schließlich wurde der Stand, dessen Kosten von einem Mitaussteller mit 6.700 Euro beziffert werden, längst bezahlt. Hunderte Visitenkarten wechseln an J56 die Besitzer. Unzählige Kontakte werden geknüpft. Jeder einzelne Kontakt kann Ute Kellers Weg in die Autorenschaft erleichtern. Durch deren Feedback kann das fertig geschriebene Buch zusätzlich neue Impulse bekommen und verbessert werden. Bis es so weit ist, dauert es noch etwas. Zunächst einmal, werden die Interviews geschnitten und als kleine Episoden an die Interessenten verteilt. Autoren-Marketing kann nicht früh genug beginnen, sagt Ute Keller und räumt den Stand, als sich Abbau-Monteure nähern

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