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Frankfurter Buchmesse 2019. Schwer bewaffnete Polizisten schauen teils skeptisch, teils amüsiert fantasievoll gekleideten Elfen, Elben und Pokémonfiguren hinterher. Ein Superheld mit einem überdimensionierten Schwert fragt am Einlass betont gelassen und routiniert: „Wo ist der Waffencheck?“ Dann präsentiert er einem Messemitarbeiter stolz die selbst gebastelte Klinge. Keine Gefahr. Der Superheld darf die Buchmesse betreten.

Buntes Treiben auf der Frankfurter Buchmesse 2019

Adrett gekleidete Messehostessen eilen mit Pappbechern über den unbedachten Innenhof. Es duftet nach Kaffee. Besucher tragen tütenweise die neuesten Objekte der Begierde durch die Hallen. Die Kassen klingeln, die Verkäufer reiben sich die Hände. Prominente geben sich die Ehre. Sie lesen, signieren ihre Bücher, präsentieren gekonnt ihre Smalltalk-Fähigkeiten. Es wird über Politik diskutiert, über Literatur und Kostümierungen. Weiterhin wird fotografiert, flaniert, spekuliert und gestikuliert.

Herrenlosen Messestand besetzen

Von alledem bekommt Ute Keller nicht viel mit. Die 59-jährige Jungautorin, die intensiv an ihrem ersten Buch arbeitet, hat anderes im Sinn. Ute Keller möchte Testleser gewinnen, viele Testleser. Dazu zieht sie alle Register. Mit einem eigenen Messestand. Die gebürtige Frankfurterin hilft Menschen dabei, die eigene Persönlichkeit zu ergründen. Am vorletzten Messetag erreicht sie die Information, dass die koreanischen Aussteller vorzeitig den Stand geräumt haben sollen. Die Buchmesse die von Mittwoch bis Freitag Fachbesucher anzieht, könnte für die Aussteller am Wochenende unattraktiv geworden sein, da dann die Messetore für den Publikumsverkehr geöffnet werden. „Eine koreanische Mediaagentur kann mit Buchfans vermutlich genauso wenig anfangen, wie ein Autohändler mit einer Fahrradkette“, denkt sich Ute Keller. Und während die anderen Besucher der Stände bewundern, schlüpft die Autorin in die Rolle der Austellerin und positioniert sich auf der Fläche, die zuvor inmitten des bunten Treibens seelenlos und irgendwie verloren wirkte. Einige wenige Messekataloge haben die Besteller und Bezahler des Standes hinterlassen. Diese stehen bis zum Ende unberührt in den Ablagefächern.

Der Weg zur “sprechenden Buchautorin”

Minütlich spült die Frankfurter Buchmesse neues Besucherpotenzial über den Gang und an Stand J56 vorbei. Ute Keller lächelt freundlich, spricht Interessenten an. Man kommt ins Gespräch. Die Autorin erzählt von ihren Erfahrungen, ihr Buch mit einer neuen Art des Schreibens zu verfassen: Zunächst habe sie keine Tastatur benötigt, erzählt sie, da sie ihre Buchinhalte in Dialogen mit zwei Interviewern besprochen habe. Fernmündlich. Die Gespräche seien aufgezeichnet worden und dabei wären so viele Themen an die Oberfläche gekommen, über die sie schon immer schreiben habe wollen: „Irgendwie hat das früher alles nicht so recht geklappt.“ Mit dieser neuen Methode aber sei die Schreibblockade „Schnee von gestern“.

Interesse am “Inneren Kind”

Ihre Gesprächspartner nicken freundlich. Sie bleiben stehen und fragen nach, wollen mehr wissen und interessieren sich für die Vita und die Themen, die in Ute Kellers Buch behandelt werden. Und dort gibt es viel Lesens- und Wissenswertes: „der richtige Umgang mit dem inneren Kind“ oder auch die Frage „weswegen Eltern sich und ihrem Nachwuchs einen Gefallen tun, wenn die zukünftigen Erziehungsberechtigten einen Blick in die eigene Vergangenheit werfen und diese aufzuarbeiten, bevor sie sich ihren Kinderwunsch erfüllen. Laut Autorin könnten so Fehler in der Erziehung stark eingedämmt werden.

Messeaussteller zu sein, muss nichts kosten

Bereits vor 25 Jahren habe Ute Keller schon gespürt, dass ein eigenes Buch dem Umfeld viele Antworten geben könnte, erzählt die 59-Jährige. Nun im Jahr 2019 ist es endlich so weit. Durch eine glückliche Fügung wird aus der Messebesucherin am letzten Tag eine Ausstellerin. Investiertes Budget: 0,- Euro. Schließlich wurde der Stand, dessen Kosten von einem Mitaussteller mit 6.700 Euro beziffert werden, längst bezahlt. Hunderte Visitenkarten wechseln an J56 die Besitzer. Unzählige Kontakte werden geknüpft. Jeder einzelne Kontakt kann Ute Kellers Weg in die Autorenschaft erleichtern. Durch deren Feedback kann das fertig geschriebene Buch zusätzlich neue Impulse bekommen und verbessert werden. Bis es so weit ist, dauert es noch etwas. Zunächst einmal, werden die Interviews geschnitten und als kleine Episoden an die Interessenten verteilt. Autoren-Marketing kann nicht früh genug beginnen, sagt Ute Keller und räumt den Stand, als sich Abbau-Monteure nähern

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